HÄRTETEST!!!!!
Den ganzen Tag Regen und dann gleich verlaufen... aber der Reihe nach.Kurz nach 6 Uhr bin ich aufgewacht. Geschlafen habe ich nicht wirklich gut. Eine Schnake hat meinen doch sehr erforderlichen Regenerationsschlaf gestört. Frühstück war ok. Ich lauf los und freue mich auf den Jakobsweg. Es geht los mit einem verwachsenen, wilden 'Alperossa'-Weg. Schon irgendwie komisch, aber eigentlich bin ich mir sicher, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Irgendwann komme ich aus dem Wald raus und trau meinen Augen nicht. Bin ich im Allgäu gelandet??? Es sollte der Krieghof sein...

Der Zusenhof war's dann. 1,5 Stunden umsonst gelaufen. Nein, umsonst war es nicht. Der Weg war schön, aber wenn ich wieder runter ins Tal gelaufen wäre, wäre ich wieder in Waldstetten gewesen. Ich ging auf die Häuser zu und fragte den Bauer, ob das der Krieghof wäre. Der schaute mich ungläubig an und fragte, ob ich mit dem roten Führer unterwegs sei. Da wär ein Druckfehler drin und alle würden hier bei ihm landen. Nein, mein Führer war blau, es lag ganz einfach daran, dass ich die Karte falsch gelesen hatte. Der Bauer erklärte mir den Weg: Skihütte Weiler, Hertlinsweiler, Weiler in den Bergen, Bargau. Zur Sicherheit sollte ich auf der Fahrstraße bleiben. Ja, das wollte ich nun nicht wirklich, so hatte ich mir das gestern vorgenommen, aber schien wohl für mich der sicherste Weg zu sein, überhaupt mal auf den Jakobsweg zu kommen. Landschaftlich liegt der Zusenhof genial. Es sah aus wie im Allgäu und ein wunderschöner Stier stand da auf der Weide. Oder ein Bulle oder halt eine männliche Kuh... ;-). In Hertlinsweiler fing es an zu regnen. Kurz nach 11 Uhr war ich dann endlich in Bargau...

Ich stand hier an meinem ersten 'Jakobsweg'-Schild, da kam ein Mann auf mich zu und fragte, ob ich Pilger sei. Nach meinem JA stellte er sich als Ortsvorsteher Wamsler vor und begrüßte mich offiziell in Bargau. Welch Ehre!!! Er erkärte mir den Weg, ich solle nicht dem Schild 'steiler Anstieg' folgen, sondern geradeaus weitergehen. Bei diesem Nebel würde sich der Anstieg nicht lohnen, da man keine gute Aussicht hätte. Er wünschte mir noch einen guten Weg und ich ging zur Muschel auf dem Bargauer Friedhof und setzte meinen ersten Jakobsstempel in meinen Pilgerpaß. Ein schönes Gefühl.

Dann ging ich noch in die Jakobskirche rein. Eine Frau sprach mich an, ob ich auf dem Jakobsweg pilgern würde. Auf mein JA hin erzählte sie mir, dass sie noch eine Etappe hätte und dann am Ziel - Santiago de Compostela - wäre. Sie wäre vor 10 Jahren in Konstanz gestartet und hätte die Schweiz, Frankreich und Spanien durchquert. Jedes Jahr eine längere Strecke. Nächstes Jahr will sie den Rest bis zum Grabe des Heiligen Jacobus gehen. Auch sie wünschte mir viel Glück. Die Bargauer sind sehr nett zu Pilgern, ein Mann zeigte mir seinen Kakteengarten und wir haben uns ne Weile unterhalten. Dann kam der Mega-Anstieg... Über eine Stunde steil bergan!! So steil wie hoch zum Hohberg. Es war nur heftig. Irgendwann war kein Weg mehr zu sehen. Alles war in Regen und Nebel eingehüllt.

Herr Wamsler hatte mir schon erzählt, dass das Bargauer Horn der höchstgelegendste Punkt zwischen Rothenburg und Konstanz sei. Es war nur heftig... Ich dachte es hört nie auf. Aber - alles hat mal ein Ende.

Der ganze Weg ging durch den Wald. Ausgezeichnet ist er sehr gut. Irgendwann so gegen 14 Uhr kam ich an der Falkenhöhle vorbei.

Kurz überlegte ich, ob ich in die Höhle einsteigen soll, aber ich hatte heut schon genug Abenteuer. Irgendwann - nach einer gefühlten Ewigkeit - war ich dann aus dem Wald draußen. Es nieselte unaufhörlich runter. Jetzt war alles Asfalt. Noch ca. 5 km bis Böhmenkirch = 1 Stunde. Zwischen Bargau und Böhmenkirch gibt es nur Wald, Wald, Wald und bissle Wiesen... Meine Kräfte waren ziemlich aufgebraucht und dann noch an der Straße laufen... Endlich kam ich dann doch in meiner Unterkunft - 'Landgasthof Lamm' - an. Das Zimmer war schön, das Essen - Tessiner Maultaschen - lecker. Es gab keinen Empfang für das Handy. Aber anscheinend ging an diesem Tag nichts mehr bei D1. Nach dem Duschen und Einölen der Beine fühlte ich mich wieder besser und freute mich auf den Schlaf.
gelaufene km: ich schätz mal 30-32 km
gelaufene Zeit: 8.28 h
verbrauchte kcal: 2822
bei 50% Fett - also 1411 kcal
Ziel der 2.Etappe erreicht. Freu mich, wenn morgen das Wetter besser ist. Ein Wort, das mich begleiten wird, ist 'Minimalist'. Die Wirtin sagte, wenn man pilgert wird man zum 'Minimalisten'. Wie wahr wie wahr...